- Gibt es eine generelle Artenspürhundeausbildung?
Nein, eine generelle Artenspürhundeausbildung gibt es nicht, da die Artensuche mit Hunden sehr vielfältig ist: Sie reicht von Bettwanzensuche in Gebäuden, über die Suche nach invasiven Pflanzen bis hin zu Kotproben von stark unter Schutz stehenden und sich großräumig bewegenden Arten wie dem Wolf. Was man genau in welcher Umgebung und unter welchen Umständen (z.B. Freizeitprojekt, wissenschaftliches Langzeitprojekt) mit seinem Hund suchen möchte, bestimmt dabei wesentlich die Auswahl des Hundes, den Trainingsplan und die vom Hundeführer benötigten Qualifikationen (bei der Suche nach geschützten Arten sind zum Beispiel personengebundene Artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigungen von der zuständigen Landes-Naturschutzbehörde erforderlich). Auch wenn es in der Hundeausbildung natürlich generelle Gemeinsamkeiten gibt, so ist das Training der Artenspürhunde doch sehr speziell, individuell und findet oft in enger Absprache mit einzelnen, professionellen Hundetrainern und Artexperten statt. Innerhalb des WDD e.V. bieten wir gelegentlich (online-)Seminare, Workshops oder Trainingstreffs zu verschiedenen Trainingsbausteinen bzw. -methoden an. Darüber hinaus können sich die WDD-Mitglieder jederzeit über verschiedene Plattformen austauschen und sich so gegenseitig in der Ausbildung ihrer Hunde unterstützen.
- Gibt es eine WDD-Artenspürhundeprüfung?
Die Arbeiten zur Erstellung einer WDD-Artenspürhundeprüfung laufen auf Hochtouren und sind kurz vor der Fertigstellung. Da wir ein hohes Niveau, eine breite Artenpalette und zudem eine externe Prüfung durch internationale Spezialisten anstreben, dauert diese Entwicklung entsprechend lang, getreu dem Motto „Gut Ding will Weile haben“. Wir rechnen damit, dass die Erarbeitung in 2021 abgeschlossen wird und wir daraufhin zeitnah die ersten WDD-Artenspürhundeprüfungen durchführen können., Details dazu werden wir dann hier öffentlich machen.
- Ich habe einen Hund und möchte mit meinem Hund zum Artenschutz beitragen, indem ich ihn zum Artenspürhund ausbilde. Was raten Sie mir?
Viele Arbeiten im Artenschutz dürfen laut Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) nur durch professionelle Fachleute durchgeführt werden oder müssen zumindest von ihnen angeleitet werden, damit durch die durchgeführten Arbeiten selbst (z.B. durch das Suchen mit den Hunden) nicht zusätzliche Störungen für die Arten oder in den sensiblen Habitaten entstehen. Dazu gehört z.B. auch die Schlagopfersuche (Suche nach toten Tieren in der Nähe von Windkraftanlagen) oder das Monitoring (Bestandsüberwachung) geschützter Arten. Personen, die nicht zu diesen Fachleuten gehören, sich aber trotzdem mittels Artenspürhunden engagieren wollen, sollten also entweder unter Anleitung und in enger Abstimmung mit den entsprechenden Arten-Spezialisten arbeiten oder an ungefährdeten bzw. durch das BNatSchG nicht geschützten Arten und in ungefährdeten Gebieten arbeiten (z. B. in Bürgerwissenschaftsprojekten zum Monitoring und der Bekämpfung von Ambrosia).
Wollen Sie also aktiv einen Artenspürhund für den Artenschutz ausbilden, müssen Sie sich zunächst einmal klar werden über die zukünftigen realen Ziele und Umstände Ihrer Arbeit mit dem Hund. Das heißt, dass Sie wissen müssen, welche Arten Sie in welchen Gebieten suchen wollen, wie die entsprechenden, gesetzlichen Rahmenbedingungen aussehen und wie lange und intensiv Sie diese Arbeit mit dem Hund betreiben werden. Sollten Sie nebenberuflich „nur“ nach einer sinnvollen Beschäftigung für Ihren Hund suchen, sind Artensucharbeiten an geschützen Arten oft nicht erlaubt oder auch zu aufwändig. In solchen Fällen trainieren Sie Ihren Hund lieber auf bestimmte Gerüche, die Ihnen vielleicht auch in der Freizeit zugute kommen könnten (z.B. Verlorensuche, Nüsse für Nussallergiker, Teebeutelsuche) und lasten damit Ihren Hund aus. Dem Hund wird dies mindestens genauso viel Spaß machen und sollten Sie zu einem späteren Zeitpunkt die Gelegenheit haben, in einem Projekt mitzuarbeiten, ist der Wechsel von einem bereits trainierten Geruch zu dem einer geschützten Tierart nur ein vergleichsweise geringer Aufwand.
- Ab welchem Alter / Bis zu welchem Alter beginnt man mit der Ausbildung des Hundes zum Artenspürhund?
Grundsätzlich kann ein Hund das Suchen in jedem Alter lernen.
Möchte man mit seinem Hund im professionellen Rahmen arbeiten, so sollte man allerdings spätestens in einem Alter von 3-4 Jahren beginnen, damit der Hund auch noch ein paar Jahre einsatzfähig ist und sich das Training auch bezahlt macht. Normalerweise beginnt man hier aber schon im Welpen- oder Junghundealter mit einfachen Trainingsschritten wie z.B. der positiven Verknüpfung des zu suchenden Geruchs oder dem Anzeigeverhalten.
Das heißt aber nicht, dass ein älterer Hund das Suchen nicht lernen kann; dies ist vielmehr abhängig von der Persönlichkeit des Hundes und seiner Motivation zu kooperieren und mit Spielzeug zu spielen als vom Alter. Trainiert man den Hund im nicht-professionellen Bereich, so sind dem Beginn dieses Trainings also keine Altersgrenzen gesetzt.
- Wie lange dauert die Ausbildung eines Hundes zum Artenspürhund?
Die Dauer der Ausbildung hängt stark von der Vorerfahrung des Hundes und desjenigen, der den Hund trainiert, ab. Sie ist prinzipiell nie vollständig abgeschlossen, muss aber natürlich als einsatzfähig beurteilt werden können. Mit entsprechender Vorerfahrung kann man in wenigen Monaten einen Hund ausbilden, der zuverlässig einen Geruch suchen und anzeigen kann. Hinzu kommen gebiets- und aufgabenspezifische Trainings, beispielsweise Arbeiten unter (Wild-)Ablenkung, ein zuverlässiger Rückruf, zuverlässiges Bleiben, die Diskriminierung von ähnlichen Nicht-Zielgerüchen etc.. Diese zusätzlichen, sehr wichtigen Trainings können weitere Monate in Anspruch nehmen. Ohne entsprechende Vorerfahrung oder Anleitung kann das komplette Trainingsprogramm durchaus auch ein Jahr oder einen noch längeren Zeitraum in Anspruch nehmen. Bei einem gut ausgebildeten Hund kann man dann in wenigen Wochen neue Zielgerüche hinzufügen. Neue Suchtechniken für andere Projekte mit neuen Umständen können hingegen einiges an weiterem Training verlangen.
- Was kostet eine Ausbildung zum Artenspürhund?
Hier können wir keine konkreten Angaben machen, da die finanziellen Ausgaben von Fall zu Fall erheblich variieren: Zunächst kostet die Ausbildung vor allem Zeit, Geduld bzw. die Bereitschaft und das Vermögen, mit dem Hund zu einem Team zusammen zu wachsen. Der Großteil des Trainings wird in Eigenregie ohne Anleitung stattfinden, so dass es erforderlich ist, ein gesundes Maß an Selbstreflexion zu haben oder sich anzueignen.
Zusätzlich zu den Trainings in Eigenregie können kostenpflichtige Trainings mit speziellen Trainern und Artexperten in unbestimmter Zahl notwendig sein. Darüber hinaus fallen für jeden Hund übliche Kosten für zum Beispiel Lebenshaltung, Tierarztrechnungen oder Hundesteuer an, die ebenfalls individuell stark schwanken.
In einigen Fällen ist es möglich, den Hund im Rahmen von Projekten bzw. Institutionen anzuschaffen, durch die dann die Kosten getragen werden, auch hier gibt es große Unterschiede zwischen den Projekten und Institutionen.
- Sind alle Hunde/Hunderassen zum Artenspürhund geeignet?
Grundsätzlich kann – rein von der Riechleistung her – JEDER gesunde Hund bzw. JEDE Hunderasse (auch die kurznasigen) Sucharbeit und speziell die Artensuche erlernen. Dies bestätigte auch eine wissenschaftliche Studie (https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/2041-210X.13560), die weltweit die Arbeit von Artenspürhunden recherchierte und bezüglich der effektiven Nutzung bestimmter Hunderassen für bestimmte Arbeitsaufgaben bzw. Zielarten (zu suchende Arten) analysierte.
Ein wesentlich größerer Faktor für den Erfolg der Hundearbeit als die Wahl der Hunderasse ist die Wahl des spezifischen Hundes, da sich die Tiere selbst innerhalb einer Rasse sehr stark unterscheiden können. Der Hund sollte stark Spielzeug-motiviert und gerne auch Futter-motiviert sein, eine hohes Maß an Lern- und Arbeitswillen mitbringen, sehr gerne mit dem Menschen kooperieren wollen und natürlich keine gesundheitlichen Einschränkungen haben. Nach der Wahl des passenden Hundes ist die Qualität des Trainings absolut entscheidend für den Erfolg der Spürhundearbeit. Weiterhin sollte das gesamte Projekt sehr gut durchdacht sein, sodass Hund, Zielart, Trainingsplan und erlernte Suchstrategie zusammenpassen. Der beste Hund nützt nichts, wenn er nicht spezifisch für seine Aufgabe trainiert wurde.
- Ich suche einen Trainer oder anderen Erfahrungsaustausch bei der Ausbildung meines Hundes zum Artenspürhund. Könnt ihr helfen?
Die Ausbildung von Artenspürhunden wird vom WDD e.V. aufgrund seiner Vielschichtigkeit nicht angeboten. Das Training und die gezielte Hundeausbildung für spezifische Einsatzgebiete läuft daher immer im privaten Austausch mit möglichst spezialisierten HundetrainerInnen sowie den für das Projekt notwendigen ArtexpertInnen. Unter den WDD-Mitgliedern gibt es mehrere praktizierende TrainerInnen mit viel Erfahrung auf dem Gebiet der Artenspürhunde. Der Erfahrungsaustausch erfolgt innerhalb des Vereins über ein vereinsinternes Internetforum, regelmäßige Newsletter, (Online-)Trainingsseminare und verschiedene Weiterbildungsveranstaltungen, sowie gelegentliche lokale Trainingstreffen und Fachtagungen mit direktem privaten Austausch zwischen den Vereinsmitgliedern. Auch sind wir als Verein immer offen für den Austausch mit anderen Experten und Projekten weltweit.
- Gibt es lokale Trainingsgruppen, (anerkannte) Weiterbildungsveranstaltungen oder Seminare, bei denen ich mich speziell zu Artenspürhunden informieren kann?
Innerhalb des WDD e.V. gibt es einen regen und regelmäßigen Erfahrungsaustausch zum Thema Artenspürhunde in Form eines vereinsinternen Internetforums, regelmäßiger Newsletter, (Online-)Weiterbildungsveranstaltungen sowie gelegentlicher Trainingstreffen und Fachtagungen. Einige dieser Weiterbildungsveranstaltungen (Vorträge, Seminare, Tagungen) sind neben den WDD-Mitgliedern auch der Öffentlichkeit zugänglich. Diese Veranstaltungen werden jederzeit rechtzeitig auf unserer Internetseite bzw. unserer Facebookseite annonciert. Wir verweisen weiterhin auf eigene bzw. Kooperationsprojekte.
- Kann jeder bei euch Mitglied werden, auch wenn er gar keinen Hund hat oder auch gar nicht professionell in der Artensuche / im Artenmonitoring tätig ist?
Ja. Auch wenn die überwiegende Mehrheit der derzeitigen WDD-Mitglieder selbst auch Hunde besitzt und in den Bereichen Naturschutz, Artenmonitoring, Wissenschaft oder Hundetraining tätig ist, so steht der Verein ausnahmslos jeder Person offen, die sich – im Sinne der Satzung – für die Methode “Artenspürhund” interessiert, sich dazu austauschen und dafür engagieren möchte.